NKWD-Befehl Nr. 00447 – dieser Geheimbefehl des „Volkskommissariats für Inneres der UdSSR“ ist der Auftakt zur sogenannten „Kulakenoperation“, die einen Höhepunkt des stalinistischen Terrors in der Sowjetunion markiert: Zwischen August 1937 und November 1938 werden auf der Grundlage dieses Befehls etwa 800.000 Menschen verhaftet, von denen mindestens 350.000 erschossen werden. Die übrigen werden in die Lager des Gulag verschleppt.
Schon Ende der 1920er Jahre nimmt die Verfolgung vermeintlicher innerer Feinde in der Sowjetunion zu. In einer Reihe von aufsehenerregenden Schauprozessen ab 1936 entledigt sich der sowjetische Diktator Josef Stalin seiner wichtigsten politischen Rivalen innerhalb der Parteiführung und der Roten Armee. Die meisten Verurteilten werden hingerichtet.
Anfang Juli 1937 übermittelt Stalin dem Chef des Geheimdienstes NKWD, Nikolai Jeschow, sowie den regionalen Parteileitungen und NKWD-Vertretern einen Politbürobeschluss, der eine massive Verfolgungskampagne gegen ehemalige „Kulaken“ und „Kriminelle“ vorsieht.
Nach weiteren Vorbereitungsmaßnahmen erteilt Jeschow am 30. Juli 1937 den Befehl 00447, der als Grundlage für die landesweite Säuberungsaktion dient. Für jede Region der Sowjetunion werden verbindliche Erschießungs- und Verhaftungsquoten festgelegt. Zuständig für die Durchführung des Terrors sind die sogenannten Troikas, örtliche Schnellgerichte aus Vertretern von NKWD und Partei.
Die ursprünglich bis Anfang Dezember 1937 befristete Verfolgungskampagne wird bis November 1938 fortgesetzt; bereits früh bitten die lokalen Troikas die Moskauer Zentralen von Partei und Geheimdienst um eine drastische Erhöhung der ihnen zugeteilten Quoten. Im grausamen Wettbewerb um höhere Opferzahlen eskaliert die Gewalt. Erst am 17. November 1938 wird die Operation aus bis heute ungeklärten Gründen gestoppt.