Im Oktober 1925 treffen sich die Außenminister aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Belgien, Polen und der Tschechoslowakei zu einer Konferenz über europäische Sicherheitsfragen in der schweizerischen Stadt Locarno. Eine entscheidende Rolle spielen die Außenminister von Frankreich und Deutschland, Aristide Briand und Gustav Stresemann.
Die Verhandlungen führen zum Abschluss von sieben zwischenstaatlichen Verträgen, die im September 1926 in Kraft treten. Die Weimarer Republik erkennt die im Versailler Vertrag festgelegten Westgrenzen zu Frankreich und Belgien an. Deutschland schließt auch Verträge mit Polen und der Tschechoslowakei ab, in denen die friedliche Regelung von künftigen Streitfragen vereinbart wird. Deutschland hält sich die Revision der Ostgrenze jedoch offen. Mit dem Inkrafttreten der Verträge wird Deutschland in den Völkerbund aufgenommen. Damit kann Deutschland aus seiner außenpolitischen Isolierung heraustreten, und es wächst die Hoffnung auf einen nachhaltigen Frieden in Europa. Als Väter der Entspannungspolitik zwischen Frankreich und Deutschland werden Briand und Stresemann 1926 mit dem Friedensnobelpreis geehrt.
Mit Stresemanns Tod 1929 verliert Deutschland einen wichtigen Verfechter der Verständigungspolitik in Europa. Die Nationalsozialisten fordern eine aggressive Revision des Versailler Vertrags. Mit der Besetzung des entmilitarisierten Reihnlandes durch die Nationalsozialisten 1936 gelten die Locarno-Verträge als endgültig gescheitert.