„Die Stadt, die ermordet wurde“: So beschreibt die Labour-Abgeordnete Ellen Wilkinson die nordostenglische Industriestadt Jarrow, die sie seit 1935 im britischen Parlament vertritt. Wie viele Orte im Norden Englands, in denen die Schwerindustrie, der Bergbau und die Textilindustrie dominieren, leidet Jarrow in den 1930er Jahren an den Folgen der Weltwirtschaftskrise und der verstärkten Konkurrenz auf internationalen Absatzmärkten.
In Jarrow führt die Schließung von Palmers-Schiffswerft, dem größten Arbeitgeber der Stadt, im Jahr 1934 zu Massenarbeitslosigkeit und Armut. Versuche, neue Industrien und eine Stahlhütte anzusiedeln, schlagen fehl. Viele Bewohner Jarrows fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Deshalb regen politische und kirchliche Gruppen die Idee eines Fußmarsches nach London an, um auf das Schicksal der Stadt aufmerksam zu machen. Am 5. Oktober 1936 machen sich 200 arbeitslose Männer auf den Weg in die knapp 500 Kilometer entfernte Hauptstadt, wo sie dem Parlament eine Petition überreichen wollen.
Der Protestmarsch erregt viel Aufsehen, bewirkt aber wenig. Der konservative Premierminister Baldwin lehnt es ab, sich mit Vertretern der Arbeitslosen zu treffen. Als Ellen Wilkinson am 4. November dem Unterhaus eine von 11.000 Personen unterschriebene Petition übergibt, gibt es nur eine kurze Parlamentsdebatte. Zu einem wirtschaftlichen Aufschwung in Jarrow kommt es nicht. Erst kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, als die Industrie erneut von Rüstungsaufträgen profitiert, geht die Arbeitslosigkeit in Jarrow und anderen Orten Nordenglands zurück.