In der Nacht vom 21. auf den 22. Januar 1924 verstirbt der kommunistische Revolutionsführer und erste Regierungschef der Sowjetunion Wladimir Iljitsch Lenin nach einer Reihe von Schlaganfällen. Vor der Einbalsamierung und spektakulären Beisetzung wird dem Toten in seiner Badewanne das Gehirn entnommen.
1925 wird der deutsche Hirnforscher Oskar Vogt mit seiner Frau Cécile damit beauftragt, am eigens dafür eingerichteten Moskauer Hirnforschungsinstitut die angeblich überdurchschnittliche Intelligenz des Verstorbenen anatomisch nachzuweisen. Bis 1927 wird das Gehirn Lenins in 30.953 0,02 mm dicke Scheiben zerlegt und präpariert. Die Schnitte nimmt Vogts Assistentin Margarethe Woelcke im Moskauer Institut mit zwei jungen russischen Ärzten vor. Die Vogts werten die Präparate und Fotografien hauptsächlich in Berlin aus. 1929 teilen sie der Welt mit, dass sich Lenins Gehirn eindeutig von gewöhnlichen Gehirnen unterscheide, es besonders viele und große Pyramidenzellen aufweise und Lenin somit ein „Assoziationsathlet“ gewesen sein müsse.
Ein Genienachweis lässt sich nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht in der menschlichen Hirnstruktur finden. Das Hirnforschungsprojekt in den 1920er Jahren spiegelt aber den Personenkult wider, der sich schon zu Lebzeiten Lenins ausbreitet und nach seinem Tod zu einem Grundpfeiler der sowjetischen Gesellschaft wird. Neben dem monumentalen Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau werden tausende Denkmäler in der Sowjetunion dem Revolutionsführer Lenin gewidmet. Auch die politische Ideologie der Sowjetunion wird nach ihm benannt: Marxismus-Leninismus.
Noch heute wird Lenins Gehirn im Moskauer Hirnforschungsinstitut aufbewahrt.