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1923

Portrait von Mustafa Kemal Atatürk

Radikaler Kurswechsel
in der Türkei

Als Verbündeter Deutschlands gehört das Osmanische Reich zu den Verlierern des Ersten Weltkriegs. 1920 wird im Friedensvertrag von Sèvres festgelegt, dass die Türkei künftig nur noch aus einem kleinen Rumpfstaat in Anatolien mit der Hauptstadt Ankara bestehen soll. Die Meerengen sollen unter internationale Kontrolle kommen. Griechenland erhält die Stadt Izmir und die anderen griechisch besiedelten Teile Westanatoliens und Ostthrakiens. Die östlichen Landesteile sollen der neu gegründeten Republik Armenien zugeschlagen werden, im Süden soll ein autonomes kurdisches Gebiet entstehen. Außerdem stehen weitere Regionen unter französischer, britischer und italienischer Kontrolle.

Gegen die Gebietsverluste und ausländischen Besetzungen, denen der Sultan in Konstantinopel zugestimmt hat, regt sich Widerstand. Unter der Führung des Armeeoffiziers Mustafa Kemal, der 1920 die erste republikanische Regierung in Ankara bildet und zum Oberbefehlshaber der türkischen Armee ernannt wird, gelingt es den Türken, in mehreren Militäroffensiven die abgetrennten Gebiete zurückzuerobern. Im Friedensvertrag von Lausanne 1923 werden die neuen Grenzen völkerrechtlich anerkannt.

Innenpolitisch setzt sich Mustafa Kemal für einen radikalen Bruch mit dem Osmanischen Reich ein. 1922 wird der Sultan abgesetzt, 1924 auch das Kalifat abgeschafft. 1923 erfolgt die Gründung der Republik Türkei, Mustafa Kemal wird der erste Präsident. Er treibt umfangreiche pro-westliche Reformen voran: Kirche und Staat werden getrennt, die Schulpflicht wird eingeführt, Frauen erhalten Zugang zu höheren Schulen und Universitäten, die islamische Jahreszählung wird durch den christlichen Kalender ersetzt und das Rechtssystem wird nach westeuropäischen Vorbildern radikal umgebaut.

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